Dienstag, 22. April 2014
Lernschwächen
Meine kleine Schwester hat Dyskalkulie, also Rechen- oder Matheschwäche, wie man es halt nennen will.
Sie ist nicht dumm, ihr Wortschatz ist für ihr Alter von zarten elf Jahren sogar sehr groß und sie kann sich wesentlich besser und gezielter ausdrücken als ihre Klassenkameraden.
Aber sie kann absolut nicht rechnen. Sie kann sich keine Mengen vorstellen. Wenn ein "normaler" Mensch drei Äpfel sieht, weiß er innerhalb von einem Augenblick, dank einem unbewusst ablaufenden Prozess, dass es drei sind. Meine Schwester muss sie erst abzählen. Aufgaben wie 7+4 rechnet sie mit den Fingern, Multiplikation ist ihr ein Buch mit sieben Siegeln.
In der Schule bekommt sie Hilfsmittel wie Hundertertafeln für Mathetests zur Verfügung gestellt, was ja an sich nicht schlecht ist. Allerdings wird sie von den anderen Kindern, vor allem von denen, die schlecht in Mathe sind, aber keine diagnostizierte Dyskalkulie haben, deswegen gemobbt, weil sie es für unfair halten. Auf ihren Zeugnissen wird das vermerkt, so dass jeder sehen kann, dass sie ihre (nicht gerade guten) Noten nur durch Hilfestellungen geschafft hat, aber für einen Viertklässer ist das wirklich etwas schwierig zu begreifen. Was allerdings wirklich schlimm daran ist, ist, dass einige dieser Kinder anscheinend von ihren Eltern angestachelt werden, wobei man meinen sollte, dass zumindest die Erwachsenen es besser wissen.
Zugegebenermaßen ist meine Schwester, die in der Woche drei Nachmittage bei Therapeuten zubringt (nicht nur wegen der Dyskalkulie, sie hat auch noch Physiotherapie, die damit nichts zu tun hat) wohl etwas schwieriger als die meisten "lernschwachen" Kinder, aber Figuren in Romanen (siehe Shadow Falls Camp Kapitel 15), Lernschwächen anzudichten, ohne auch nur im geringsten darauf aufzupassen, was man da zusammenschreibt, ist ein Unding.

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